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WohlbefindenAldi verkauft Plastiktüten für einen symbolischen Cent

Aldi, Plastiktüten, Obst, Gemüse, Umwelt, Nachhaltigkeit

Es klingt wie ein schlechter Scherz: Wer sein Obst und Gemüse in dünne Knotenbeutel packen will, muss bei Aldi bald einen Cent hinlegen. Kann der symbolische Preis wirklich bei der Reduzierung von Plastiktüten helfen?

Für einen Cent kann man sich nicht viel kaufen, aber bald einen Knotenbeutel für loses Obst und Gemüse bei Aldi. Die dünnen Kunststofftüten werden bislang noch kostenlos angeboten und milliardenfach von Kunden in Deutschland verwendet. Dagegen will die Handelskette etwas tun.

Der Discounter kündigte deshalb nun an, im Interesse des Umweltschutzes zu handeln und ab Sommer einen Cent pro Beutel zu verlangen. Damit reagieren Aldi Nord und Aldi Süd auf die Kritik am vielen Plastik in den Geschäften.

Denn seit klassische Plastiktüten hierzulande im Lebensmittelhandel kaum noch zu finden sind, weichen immer mehr Kunden auf die kleinen Tüten aus der Obst- und Gemüseabteilung aus.

Aldi will auf Mehrwegnetze statt Plastiktüten setzen

Die Knotenbeutel für einen Cent lässt Aldi dann aus Bioplastik fertigen. Dieses Material wird aus Zuckerrohrresten hergestellt und spart Erdöl als Rohstoff ein.

Laut Greenpeace-Sprecherin Viola Wohlgemuth sei dieser Umstieg allerdings keine Lösung. Bioplastik brauche ebenfalls sehr lange, bis es verrotte.

Der Discounter will sich aber auch dafür einsetzen, als Alternative für die Beutel wiederverwendbare Netze für Obst und Gemüse zu verkaufen.

Aldi hatte auch schon im Sommer 2019 angekündigt, dass bis 2022 alle Eigennamen-Verpackungen recycling-fähig sein sollen. Bis 2025 will die Handelskette in ihren eigenen Produkten zudem 30 Prozent weniger Plastik einsetzen.

Beitreibt Aldi nur „reine Symbolpolitik“?

Die Deutsche Umwelthilfe bewertete den Schritt zur Ein-Cent-Plastiktüte als „reine Symbolpolitik“. Ein signifikanter Lenkungseffekt sei bei einem derart niedrigen Preis nicht zu erwarten.

Falsch klingt das nicht, denn wer Obst oder Gemüse für 99 Cent kauft, würde sich mit dem Knotenbeutel an der Kasse immerhin sogar den klassischen Glücks-Cent als nerviges Wechselgeld im Portemonnaie sparen.

Greenpeace-Sprecherin Wohlgemuth bezeichnete die Initiative ebenfalls als „Augenwischerei“. Wenn Aldi wirklich etwas tun wolle, müsse die Handelskette das Einkaufen von unverpackten Produkten aktiv fördern.

„Toll wäre es, wenn es einen Preisnachlass für unverpackt gekaufte Ware geben würde, statt mehr Geld für die Beutel zu nehmen. Das könnte gerade bei der preisorientierten Kundschaft von Aldi funktionieren“, schlug sie vor.

Lob aus Düsseldorf

Vom Marketing-Experten Martin Fasnacht von der Wirtschaftshochschule WHU in Düsseldorf erntete Aldi hingegen lobende Worte: „Aldi macht das sehr gut. Der Discounter tut etwas für die Umwelt. Das hilft seinem Image. Gleichzeitig ist der Preis klug gewählt. Ein Cent pro Tüte, das passt einfach. Drei oder fünf Cent wären zu viel. Aber ein Cent, das wird dem Preisimage nicht schaden.“

Im Vergleich zur berechtigten Kritik von der Deutschen Umwelthilfe und Greenpeace klingen Fasnachts Worte allerdings sehr vage und ausdrucksarm. Aldi tut zwar etwas für die Umwelt, und das ist aller Ehren wert. Die Handelskette könnte aber auch deutlich mehr machen als leicht umweltfreundlichere Plastiktüten für einen Cent zu verkaufen.

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