In diesem Artikel geht es um einen Selbstversuch beim Power-Radeln. Oder um die Frage: Wie eine Spinning-Stunde mich sehr überrascht hat…
Ich bin was Sport angeht doch eher der konservative Typ. Auch wenn ich mich für neueste Trainingsmethoden und auch innovative Konzepte interessiere, so gehe ich, wenn ich die Wahl habe, meistens doch einfach nur in der Natur laufen oder Rad fahren. Als ehemaliger Triathlet brauche ich eigentlich nur meinen Körper und wenn es sein muss ein paar Laufschuhe oder ein Bike, um mich richtig auszupowern.
Mein bester Kumpel Daniel ist so ziemlich das Gegenteil. Bungeejumping, neueste HIIT-Trainings mit Atemmaske für weniger Sauerstoffzufuhr, Laufen mit Gewichtsweste – für ihn muss es immer neu und spektakulär sein. Eines Tages rief er mich abends um 22:00 Uhr an und fragte, ob ich Lust hätte am nächsten Morgen um 7:00 Uhr mit ihm zum Spinning zu gehen. Er habe von einem neuen Berliner Studio gehört, das im Moment ziemlich gefeiert werde.
„Spinning,“, dachte ich immer, „das ist nichts für mich!“ Warum in einem engen Raum Radfahren, wenn man das auch draußen an der frischen Luft kann?
Laute Beats und wummernde Bässe
Aber ich wollte nun einmal kein Frosch sein und gebe auch immer allem Neuen zumindest eine Chance. Also quälte ich mich am nächsten Tag zur nachtschlafenden Uhrzeit aus dem Bett und fand mich zusammen mit Daniel ein.
Das Studio überraschte mich zunächst mal mit einer netten Begrüßung und einem tollen Service. Der Spinning-Raum selber war abgedunkelt und die Räder in zwei Halbkreisen auf die kleine Bühne mit dem Rad für die Instruktorin ausgerichtet.
Nachdem die sehr sportlich aussehende Instruktorin auf ihrem eigenen feststehenden Drahtesel Platz genommen hatte, setze sofort der Beat ein und es ging los.
Meine Vorurteile schienen bestätigt zu werden. Die Musik war sehr laut, die Anweisungen der Trainerin fühlten sich eher wie Drill an und gleichzeitig gab es immer wieder auch ein paar choreographische Elemente, die die verschiedenen Sitz- und Stehpositionen mit den Beats verbanden, was mir als Koordinations- und Rhythmuslegastheniker echt zu schaffen machte.
Einfach loslassen und strampeln
In meinem Kopf fühlte ich mich in meinen Vorurteilen bestätigt: Zu aufgesetzt, zu laut, zu unnatürlich. Doch nach vielleicht so 15-20 Minuten setzte auf einmal ein Wandel ein. Ich probierte mich loszulösen von den Gedanken in meinem Kopf. Bedingt durch die Beats und die sportliche Anstrengung fiel mir das auf einmal sehr leicht.
Ich kam schon fast in einem meditativem Zustand, so wie beim Tanzen im Club und meine Beine radelten wie von selbst. Die Beats waren nicht mehr mein Gegner, sondern ich fühlte mich wie mit ihnen verbunden und auf einmal begann es richtig Spaß zu machen.
Es war anstrengend, der Schweiß lief in Strömen, aber gleichzeitig verging die Zeit wie im Fluge. Selbst die Choreographie-Elemente liefen auf einmal wie von selbst, nachdem ich einmal in den Flow gekommen war…
Als tolle Auflockerung gab es zwischendrin dann noch ein kleines Hantelworkout mit fünf, sechs Übungen für die Arme, bevor der Weg freigegeben wurde für das Finale furioso, in dem zu immer schneller werdendem Beat jeder nochmal strampeln konnte, was die Beine hergaben.
Seit dem Ende meiner aktiven Triathlonzeit vor fünf Jahren habe ich nicht mehr so stark das Laktat in meine Muskeln schießen gespürt – und ich muss sagen: Es hat sich großartig angefühlt.
Spinning ist einfach super motivierend
Als Fazit kann ich feststellen, dass diese 50 Minuten (mit abschließenden 10 Minuten aktiver Erholung und Stretching) mich echt an den Rand meiner Leistungsfähigkeit gebracht haben. Durch das Gruppengefühl und die Beats der Musik war es für mich viel leichter an meine Grenzen zu gehen.
Das hätte ich bei einem normalen Morgen-Run niemals so gemacht. Aber genau dieses Gefühl liebe ich sehr. Vom Trainingseffekt für das kardiovaskuläre System und die Beinmuskulatur mal ganz abgesehen, hilft es auch, den Kopf mal wieder so richtig schön freizubekommen.
Ich werde definitiv wieder hingehen.
Wenn du auf den Geschmack gekommen bist:
Spinning wird auch als Indoor Cycling bezeichnet und ist in ganz Deutschland in vielen Fitness-Studios oder eigenen Spinning-Studios anzufinden. Jedes Studio hat normalerweise sein eigenes Konzept und jeder Trainer/jede Trainerin gestaltetet die Stunden nochmal unterschiedlich.
Finde für dich selber heraus, welche Intensitäten und Geschwindigkeiten für dich passen und mit welcher Musik du dich am wohlsten fühlst, wenn du die Wahl zwischen mehreren Kurs-Optionen hast. Gefahren wird auf speziellen Rädern mit einer freien Schwungscheibe.
Das Gute: Du kannst selber einstellen, wie stark der Widerstand beim Fahren wirken soll. Vor allem für Anfänger gilt: Lieber bei den ersten ein, zwei Session erst einmal lockerer anfangen, steigern kann man immer noch. Manche modernen Studios arbeiten sogar mit Brustgurten und Herzfrequenzmessern zur besseren Trainingssteuerung.