In diesem Artikel soll es um die Frage gehen, ob Alkohol dauerhaft die geistige Fitness schmälert – Fakt oder Mythos?
Dass Alkohol eine nicht von der Hand zu weisende Wirkung auf das Gehirn hat, ist wahrscheinlich jedem von uns klar, der schon einmal mehr als zwei Gläser Weißwein konsumiert hat.
Viele von uns kennen sicherlich auch den Spruch: „Jeder Rausch tötet bis zu 10.000 Gehirnzellen!“, den vielleicht unsere Mutter, die Großtante oder jemand anderes schon einmal zu uns gesagt. Aber stimmt diese Aussage? Verlieren wir wirklich unsere wertvollen Neuronen, wenn wir alkoholisch über die Stränge schlagen?
Bei bis zu 100 Milliarden Nervenzellen im Wunderwerk Gehirn wäre das ja zunächst auch mal gar nicht so schlimm. Da kann man ruhig mal für eine rauschende Partynacht solch einen marginalen Kollateralschaden in Kauf nehmen, oder?
Auch die Kopfschmerzen, der Kater am nächsten Tag, kann ein Indikator dafür sein, dass unser Gehirn und somit unsere geistige Leistungsfähigkeit Schaden nimmt. Aber hier können wir bereits sagen: Der Kater hat nichts mit sterbenden Gehirnzellen zu tun, sondern damit, dass beispielsweise durch Wassermangel die Gehirnwände anschwellen.
Alkohol wirkt sich auf die Kommunikation der Gehirnzellen aus
Alkohol mindert die Artikulationsfähigkeit, die Koordination, auch das kognitive Denkvermögen. Und wer etwas tiefer ins Glas geschaut hat, der wird auch nicht bestreiten, dass der Gleichgewichtssinn etwas ausgehebelt sein könnte. Das alles sind Indikatoren dafür, dass Alkohol einen Einfluss auf die Kommunikation der Gehirnzellen untereinander hat.
Doch unzählige Studien zeigen, dass dieser Effekt nur vorrübergehend stattfindet. Wer seinen Rausch ausgeschlafen hat, ist normalerweise schnell wieder auf dem Dampfer. Und das ohne Einbußen an geistigen Pferdestärken unter der Kopfhaube.
Die Untersuchungen demonstrieren, dass die Wirkung von Alkohol vorrangig die sogenannten Dendriten befällt, also die Verbindungsstücke zwischen den einzelnen Nervenzellen. Die Dendriten sind für die Ausschüttung von Botenstoffen zwischen den einzelnen Zellen verantwortlich.
Dies geschieht einerseits durch aktivierende und andererseits durch hemmende Stoffe. Alkohol sorgt dafür, dass mehr der hemmendenden Substanzen ausgeschüttet werden und dadurch beispielsweise zunächst das Zurückhaltungszentrum, dann aber auch weniger liebsame Gehirnareale wie das Koordinationszentrum in ihrer Funktion eingedämmt werden.
Aber wie schon angedeutet, passiert das eben nicht auf Dauer. Die Nervenzellen an sich werden vom Alkohol normalerweise nicht geschädigt – weder kurz- noch langfristig.
Folgen von dauerhaftem Alkoholkonsum
Der Umstand, dass unser Gehirn nach einem Rausch wieder sehr gut regenerieren kann, soll aber nicht darüber hinwegtauschen, dass dauerhafter übermäßiger Alkoholkonsum dennoch langfristig eine Menge körperlicher (zum Beispiel Leber- und Nierenschäden) und geistiger Folgen nach sich ziehen kann und fitnessorientierte Menschen Alkohol eher mit Bedacht konsumieren sollten.
Eine der häufigsten Folgen ist beispielsweise das Korsakow-Syndrom, eine degenerative Gehirnstörung, die vor allem die Gedächtniszellen befällt und oft zu Amnesie führen kann. Hierbei ist der Alkohol allerdings nicht direkte, sondern nur indirekte Ursache.
Das Syndrom wird nämlich durch einen Vitamin B1-Mangel hervorgerufen, der dann zu Tage tritt, wenn der Alkoholkonsum und die damit verbundene Kohlenhydrataufnahme zu weniger Hunger und Mangelernährung führt.