Um Lebensmittel, Nährwerte und Ernährungsweisen ranken sich etliche Mythen, Halbwahrheiten und Irrtümer. Deshalb haben wir die 13 größten Ernährungsmythen einmal genau unter die Lupe genommen!
Mythos 1: Kaffee entwässert den Körper
Ein gängiger Ernährungsmythos: Kaffee entzieht dem Körper Wasser. Tatsächlich fördert Kaffee die Wasserausscheidung. Kaffee erhöht dadurch die Filterfunktion der Nieren und es wird mehr Urin gebildet. Diese Wirkung ist aber nur von kurzer Dauer. Einen nachhaltigen Effekt auf den Wasserhaushalt des Körpers hat Kaffee nicht.
Außerdem setzt die harntreibende Wirkung des koffeinhaltigen Heißgetränks – wenn überhaupt – erst beim Konsum von mehr als sechs Tassen pro Tag ein. Das ist wohl eine Menge, die kaum jemand täglich trinkt.
Mythos 2: Vitamin C hilft gegen Erkältungen
Zu den 13 größten Ernährungsmythen gehört auch diese Aussage: Vitamin C kurbelt die Abwehrkräfte an ist deshalb ein Wundermittel gegen Erkältungen. Wenn der Hals kratzt und die Nase läuft greifen viele Patienten zu heißer Zitrone oder zu Tabletten zur Nahrungsergänzung. Doch das vermeintliche Wundermittel hilft in diesem Fall leider nicht. Wer mit der Einnahme von Vitamin C erst beginnt, wenn der Schnupfen schon da ist, ist zu spät dran.
Tatsächlich kann eine regelmäßige Einnahme von Vitamin C dazu beitragen, dass die Erkältung etwas schneller wieder abklingt – allerdings nur, wenn der Patient bereits vor der Erkältung täglich seinen Vitamin C-Bedarf (ca. 100 Milligramm) gedeckt hat. Eine ausgewogene Ernährung mit viel frischem Gemüse und Obst reicht in der Regel aus, um dieses Ziel zu erreichen.
Mythos 3: Spinat liefert viel Eisen
Keine Frage, Spinat ist gesund und enthält viele wertvolle Inhaltsstoffe wie Proteine, Vitamin C, Vitamin A und Eisen. Jahrelang galt Spinat sogar als DER Eisenlieferant schlechthin. Dabei handelt es sich um einen hartnäckigen Mythos, der auf einen Kommafehler zurückzuführen ist. Der Physiologe Gustav von Bunge hat 1890 den Nährwert von Spinat untersucht und kam auf einen Eisengehalt von 35 Milligramm pro 100 Gramm Spinat – rekordverdächtig!
Er untersuchte allerdings getrockneten Spinat und keinen frischen. Frischer Spinat besteht zum Großteil aus Wasser. Deshalb musste der Eisengehalt um eine Kommastelle berichtigt werden, auf etwa 3,5 Milligramm pro 100 Gramm. Zum Beispiel Fleisch, Thunfisch, Krabben, Mangold, Feldsalat, Tofu und Haferflocken sind deutlich bessere Eisen-Lieferanten als der hochgelobte Spinat.
Mythos 4: Fett ist ungesund
Fett ist der Nahrungsbestandteil, der am meisten Energie liefert: Jedes Gramm enthält 9 Kilokalorien. Trotzdem ist die Aussage „Fettreiche Lebensmittel sind ungesund“ falsch. Denn es kommt immer auf die Art des Fetts an! Die mehrfach ungesättigten Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren sind für den menschlichen Körper sogar überlebenswichtig. Der Körper kann sie nicht selbst produzieren, braucht sie aber zur Energiebereitstellung, der Aufnahme von Vitaminen und zur Regulation des Hormonhaushaltes.
Ein drittel des täglichen Energiebedarfs soll in Form von Fett gedeckt werden. Omega-3-Fettsäuren stecken in Raps-, Lein-, Walnuss- und Sojaöl und Seefischen. Omega-6-Fettsäuren finden sich in Sonnenblumen- und Sesamöl, Margarine, Milchprodukten oder Fleisch.
Ungesund sind hingegen die sogenannten Transfette. Sie stecken vor allem in industriell verarbeiteten Lebensmitteln wie Frittierfett, Fertiggerichten, Gebäck oder Keksen.
Mythos 5: Eier erhöhen den Cholesterinspiegel
Sie enthalten viele hochwertige Proteine, fettlösliche Vitamine und Mineralstoffe: Eier. Trotzdem galten Eier lange Zeit als kritisch, vor allem wegen ihres hohen Cholesteringehalts: Ein Ei enthält etwa 240 Milligramm. Ein hoher Cholesterinspiegel begünstigt viele Herz-Kreislauferkrankungen und gilt deshalb als Gesundheitsrisiko.
Doch eine aktuelle Studie zeigt nun, dass der Verzehr von Eiern weder positive noch negative Auswirkungen auf den Cholesterinspiegel und damit das Krankheitsrisiko hat. Wem also hohe Cholesterinwerte zu schaffen machen, sollte besser seine gesamte Ernährung ausgewogen und gesund gestalten – Eier und andere tierische Produkte dürfen in kleinen Mengen weiter auf dem Speiseplan stehen.
Mythos 6: Karotten verbessern die Sehkraft
Karotten enthalten etliche Vitamine, darunter auch das sogenannte “Betacarotin”. Das ist die Vorstufe eines Vitamins. Der Körper wandelt Betacarotin in Vitamin A um. Und Vitamin A ist ein wichtiger Nährstoff für gesunde Augen. Es hilft dabei das einfallende Licht in einen elektrischen Impuls umzuwandeln, der dann im Gehirn verarbeitet wird. Vitamin A unterstützt dadurch das Sehen bei schlechten Lichtverhältnissen. Außerdem kann die Hornhaut enormen Schaden nehmen, wenn nicht ausreichend Vitamin A vorhanden ist.
Doch die Sehschärfe an sich können Karotten nicht verbessern. In diesem Mythos steckt also immerhin ein Fünkchen Wahrheit.
Mythos 7: Cola und Salzstangen wirken gegen Durchfall
Bei Durchfall verliert der Körper viel Flüssigkeit und Mineralstoffe. Dem ausgetrockneten Körper dann ein Glas Cola und Salzstangen zuzuführen ist kontraproduktiv! Denn Cola enthält viel Zucker und fördert dadurch die Wasserausscheidung, was den Flüssigkeitsverlust verstärkt.
Und die Salzstangen? Bei Durchfall ist es wichtig, die verloren gegangenen Mineralien wie zum Beispiel Kalium wieder aufzufüllen. Doch Salzstangen enthalten überhaupt kein Kalium. Besser geeignet ist stilles Wasser oder ungesüßter Tee (z.B. Pfefferminze oder Anis) und dazu eine weiche, zerdrückte Banane.
Mythos 8: Schnaps fördert die Verdauung
Wer kennt es nicht: Nach dem Essen im Restaurant reicht der Kellner einen Kurzen – zur besseren Verdauung. Doch der Alkohol bewirkt das Gegenteil: Wer zu oder nach einer schweren, fettigen Mahlzeit Alkohol trinkt, macht es seinem Magen zusätzlich schwer! Das hat eine Schweizer Studie ergeben.
Die Forscher fanden noch mehr heraus: Je mehr Alkohol die Studienteilnehmer tranken, desto stärker hatte ihre Verdauung zu kämpfen. Schon Wein zum Essen sorgt dafür, dass sich der Magen langsamer entleert. Der Schnaps als Absacker bremste die Verdauung dann zusätzlich. Deshalb gilt: Nach einer schweren Mahlzeit besser Finger weg von Hochprozentigem!
Mythos 9: Käse schließt den Magen
Ok, also lieber kein Schnaps nach dem Essen. Aber wie steht es um ein Stück Käse? Der soll immerhin den Magen schließen. Ganz falsch ist diese Aussage nicht. Käse schließt tatsächlich eine Magenöffnung – und zwar die zum Darm. Der Mageninhalt gelangt dadurch nicht so schnell wie üblich in den Darm und kann nicht weiter verdaut werden. In Folge entsteht ein starkes Sättigungsgefühl.
Verantwortlich dafür sind die im Käse enthaltenen Fettsäuren. Sie regen den Körper an bestimmte Hormone auszuschütten und stellen den Magen dadurch ruhig. Sensoren melden dem Gehirn “der Magen ist voll”. Für uns fühlt sich das an als sei der Magen verschlossen und wir beenden die Mahlzeit. Dieser Ernährungsmythos erfüllt also seinen angedacht Zweck, wenn auch anders als gedacht.
Mythos 10: Brauner Zucker ist gesünder als weißer
Brauner Zucker gilt laut Ernährungsmythen als natürlicher und deshalb als gesünder als weißer Haushaltszucker. Es gibt drei verschiedene Arten von braunem Zucker: Vollzucker, Vollrohrzucker und Braunzucker. Vollzucker ist nicht raffinierter Zucker aus Zuckerrüben. Vollrohrzucker besteht aus Zuckerrohr und Braunzucker ist lediglich karamellisierter weißer Zucker, der mit einem Sirup braun eingefärbt wird – also eine echte Mogelpackung.
Vollzucker und Vollrohrzucker enthalten tatsächlich etwas mehr Mineralstoffe als weißer Zucker. Allerdings gehen Experten davon aus, dass der Unterschied so gering ist, dass er für unsere Gesundheit keine große Rolle spielt.
Mythos 11: „Morgens essen wie Kaiser, mittags wie ein König und abends Bettler“
Diesen Satz, hat wohl jeder schon einmal gehört. Er sagt, man solle morgens reichhaltig essen – eben wie ein Kaiser. Mittags soll ebenfalls eine größere Mahlzeit folgen und abends gibt es nur eine Kleinigkeit. Doch obwohl dieser Leitsatz sehr verbreitet ist, ist seine Aussage wissenschaftlich bislang nicht eindeutig belegt.
Einige Studien sagen zwar, dass wer das Frühstück ausfallen lässt, vermehrt Heißhunger auf Süßes bekommt. Andere Untersuchungen deuten aber darauf hin, dass es dem Körper egal ist, zu welcher Tageszeit die Kalorien zugeführt werden, solange der Kalorienbedarf nicht überschritten wird. Generell gilt, eine ausgewogene Ernährung – egal zu welcher Tageszeit – ist die Basis für körperliche und geistige Gesundheit.
Ernährungsmythos 12: Schokolade ist ungesund
Dieser Mythos bröckelt! Denn Forscher haben herausgefunden, dass Inhaltsstoffe der Kakaobohne eine positive Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System haben. Herausgefunden haben sie das bei der Untersuchung von indigenen Völkern. Sie verzehrten viel Kakao und litten sehr selten an kardiovaskulären Erkrankungen. Der Grund für den positiven Effekt sind die enthaltenen Polyphenole. Sie kommen vor allem in dunkler Schokolade in größeren Mengen vor, senken den Blutdruck und erweitern die Blutgefäße.
Wer also unter leichtem Bluthochdruck leidet, kann seine Beschwerden durch ein Stück dunkler Schokolade am Tag verbessern. Dieser Ernährungsmythos dürfte viele Naschkatzen freuen. Aber Vorsicht: Vier Stücke Schokolade am Tag sind das Maximum – die enthaltenen Kalorien machen sich sonst auf der Waage bemerkbar.
Ernährungsmythos 13: Light-Produkte machen schlank
Diese Aussage gehört vermutlich auch zu den gängisten Ernährungsmythen überhaupt. Zwar müssen Light-Lebensmittel 30 Prozent weniger Fett oder Zucker als das Originalprodukt enthalten. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie auch 30 Prozent weniger Kalorien enthalten. Denn die Lebensmittelhersteller ersetzen das fehlende Fett bei fettreduzierten Produkten häufig durch Zucker. Das soll den Geschmacksverlust verhindern. Deshalb haben viele Light-Produkte dieselbe Energiedichte wie die originalen Produkte.
Außerdem kommt ein psychologischer Effekt beim Essen hinzu: Wer Light-Produkte isst, denkt, er tut seinem Körper etwas Gutes und isst dadurch mehr als sonst. Am Ende des Tages ist die Kalorienmenge dann oft höher als gewöhnlich und man nimmt zu. Deshalb solltest du auch bei Light-Produkten immer einen Blick auf die Nährwertangaben werfen – oder lieber gleich zu echten Light-Lebensmitteln wie Gemüse und Salat greifen!